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Rezension „Mordsmäßig unterwegs“ von Barbara Merten

Kriminalhauptkommissar Schneider, von seinen Kollegen mehr oder weniger liebevoll „Schnüffel“ genannt, ist sicher einigen schon aus den Kurzkrimis von Barbara Merten bekannt, die in den Anthologien der Autorengruppe Creativo erschienen sind.
Jetzt hat sie ihrem sympathischen Kommissar einen komplexeren Fall und damit ein ganzes Buch gewidmet. Ich durfte ihn schon vorab lesen und kann ihn wärmstens empfehlen.

Dieser regionale Krimi ist nämlich ein besonderes Schätzchen. Die Geschichte ist echt spannend und ich habe beim Lesen lange Zeit verschiedene Theorien im Kopf gehabt, wer der Mörder ist, warum der Mord passiert ist und wie es genau abgelaufen ist. Immer wieder musste ich diese Gedanken, aufgrund neuer Ermittlungen und Erkenntnisse von „Kommissar Schnüffel“, verwerfen. Das Ende hätte ich aber so auf keinen Fall erwartet. Allein dafür vergebe ich 5 Sterne!
Die Charaktere sind gut ausgefeilt und man kann ihre Handlungsweisen sehr gut nachvollziehen.
Die Beschreibungen der „Tat- und Handlungsorte“ sind sehr genau und lebendig geschildert, ohne jedoch zu langatmig und womöglich langweilig zu werden.
Wem die Gegend bekannt ist, wird die eine oder andere Stelle gut erkennen. Für die Leser, denen diese Gegend fremd ist, eine gute Gelegenheit unser schönes Eichsfeld und Harzvorland kennenzulernen.
Sehr gut gefallen hat mir auch die Garnierung jeden Kapitels mit einem passenden Spruch. Das Cover und die gesamte Gestaltung sind sehr ansprechend und liebevoll gemacht.
Der Klappentext beschreibt treffend, was den Leser erwartet und ich werde dem nichts weiter hinzufügen, um nicht zu viel zu verraten.

Was das Buch noch zu einem besonderen Schätzchen macht? Im Anhang befinden sich detaillierte Beschreibungen und Karten zu vier Wandertouren und einer Radtour entlang der „Tatorte“. Ich kenne die Gegend recht gut, aber einige Tatorte sind mir dennoch unbekannt, sodass ich mich demnächst auf „Schnüffeltour“ begeben werde. Mal sehen, ob ich den „Multi-Cache“ knacken kann. Wer das schafft, kann den Lösungssatz beim Verlag einreichen und darf sich ein Buch aussuchen. Ich hoffe, bis dahin hat Barbara Merten einen weiteren Krimi geschrieben, den ich mir dann aussuchen kann.

 

Klappentext:

Wagen wir einen Blick vom Harz hinunter ins Pöhlder Becken, über den Kamm des Rotenberges, bis hinein ins Eichsfeld. Hier, in Deutschlands Mitte, beginnt das Revier von Kriminalhauptkommissar Schneider, dem erfolgreichen ‚Schnüffler‘ aus dem beschaulichen Duderstadt. Seit einigen Wochen ist nicht viel los im Polizeikommissariat. Gut für die Stadt und ihre Einwohner. Für Schneider hingegen sind die kleinen Diebstähle, die nervigen Streitereien zwischen Nachbarn und das gelegentliche Ermahnen von jugendlichen Kiffern ein Graus. Alles keine Fälle, die ihn wirklich herausfordern, sondern nur irrsinnigen Schreibkram nach sich ziehen. Auch Mathilde, seine Ehefrau, macht es ihm nicht leichter. Erst recht, seit die Kinder aus dem Haus sind. Der Kommissar wird nervös, versucht sich abzulenken. Als er an seinem freien Tag bei einer Fahrradtour oberhalb von Duderstadt an der Franziskuskapelle Rast macht, um die Aussicht auf ‚sein Revier‘ zu genießen, klingelt sein Handy. Der

Kollege von der Dienststelle meldet ihm: »Unterhalb vom Rotenberg, am steinernen Kreuz bei der Wüstung Ankerode, haben zwei Frauen ein totes Mädchen gefunden.« Endlich ein neuer Fall! Voller Elan tritt der Kommissar in die Pedale.

Über die Autorin

Mit »Mordsmäßig unterwegs« gibt Barbara Merten ihren Einstand im Duderstädter EPV-Verlag und geht damit buchstäblich neue Wege im Krimi-Genre. Als passionierte Wanderin kennt sie die im Buch erwähnten »Tatorte« wie ihre Westentasche. Im Anhang des Buches hat sie daher mit Kriminalhauptkommissar Schneider eine Rad- und vier Wandertouren zusammengestellt, um die LeserInnen – zumindest für eine Weile – aus dem Alltag zu entführen. Auch wer dem Volkssport „Geocaching“ frönt, wird auf seine Kosten kommen. Es gilt einen „Multi-Cache“ (bestehend aus sieben einzelnen Caches) zu knacken und daraus einen Lösungssatz zu bilden.

Taschenbuch: 176 Seiten

Verlag: Elektronik-Praktiker; Auflage: 1 (23. Juli 2020)

ISBN-13: 978-3947167920

Preis: 8,95€

 

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Avalons letzter Apfel – Lesung von zu Hause

Die Aussicht darauf, dass öffentliche Lesungen bald wieder möglich sind, steigen momentan.
Aber bis das alles wirklich so weit ist, lese ich hier für euch noch einmal von zu Hause.
Dieses Mal aus meinem zweiten Roman Avalons letzter Apfel. Das Buch ist 2012 erschienen und entspringt meiner eigenen Faszination für die alten Kelten, deren Lebensweise und spirituellen Vorstellungen. Ich habe hier versucht, die Welt der alten Kelten ein wenig mit unserer Welt zu verknüpfen.
Mir scheint, die Themen sind momentan aktueller denn je. Spirituelle Vielfalt, Toleranz, Nächstenliebe, zu leben im Einklang mit der Natur … wo ist das alles in diesen Zeiten? Hat die Menschheit so wenig aus ihren Fehlern gelernt?

Ich wünsche euch viel Spaß beim Zuhören und Zusehen.

Passt auf euch auf und bleibt gesund!

Melanie Buhl

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Melodie der Ewigkeit – Lesung von zu Hause

Für eine weitere Lesung von zu Hause, habe ich für euch aus meinem Erstlingswerk Melodie der Ewigkeit gelesen. Das Buch ist bereits 2010 erschienen und hat damit in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum.
Es ist ein besonderes Buch, das in keine Genre-Schublade genau passt.
Trotzdem hat es seit seinem Erscheinen seine Leserschaft gefunden und findet sie auch noch heute.
Es ist eben auch für besondere Leser!

Ich wünsche euch viel Spaß beim Zuhören und Zusehen.

Passt auf euch auf und bleibt gesund
Melanie Buhl

 

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Susi – Lesung von zu Hause

Es sind leider immer noch keine kulturellen Veranstaltungen und Lesungen möglich.
Daher habe ich hier ein weiteres kleines Lesungsvideo von zu Hause angefertigt.

Ich lese für euch meine Kurzgeschichte „Susi“ aus der 8. Anthologie der  CreativoAutorengruppe: „Freiheit … hier und anderswo“.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Zuhören und Zusehen.

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Ruma – Lesung von zu Hause

Wir schreiben das Jahr 2020. Die ganze Welt steht Kopf!
Ein winziger Virus zwingt die Gesundheitssysteme und die Wirtschaft auf der ganzen Welt  in die Knie. Wie immer in Krisen, trifft es die Ärmsten der Armen am Härtesten.
Mögen die Wissenschaftler bald einen Ausweg aus der Krise finden, der möglichst vielen gerecht wird. Und hoffen und beten wir, dass wir auf dem Weg bis dahin, nicht so viele liebe Menschen verlieren.

Auch kulturelle Veranstaltungen und Lesungen sind zur Zeit nicht möglich. Daher habe ich hier ein kleines Lesungsvideo von zu Hause angefertigt.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Zuhören und Zusehen.

 

Und wer mag, kann mal in die Making of Bilder vom Filmstudio Buhl schauen.
Für eine größere Darstellung einfach klicken:

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Im Lesecafé des Theaters der Nacht in Northeim

Am Freitag war ich mit meinen lieben Kolleginnen Barbara Merten und Michaela Schreier im Lesecafé des Theaters der Nacht in Northeim zu Gast.
Das wunderschöne und anheimelnde Café war, wie immer, bis auf den letzten Platz besetzt.
Wir haben die neue Anthologie unserer Autorengruppe Creativo Freiheit hier und anderswo vorgestellt und ich habe aus meiner Ruma eine Kostprobe gegeben.
Eine rundum gelungene Veranstaltung, die uns wieder einmal riesigen Spaß gemacht hat. Herzlichen Dank an Frau Gottschalk und ihr Team🤗

Hier gibt es einige Bilder der Lesung. Für eine größere Ansicht, einfach klicken:

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Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende

Wie ihr wisst, hat im Mai mein dritter Roman Ruma das Licht der Bücherwelt entdeckt.
Ruma hat mich danach mit auf eine aufregende Reise genommen. Sie hat ihre heimatliche Quelle verlassen und ist in Buchform um die Welt gezogen. Viele Leserinnen und Leser haben mir Bilder geschickt, wo sie Ruma gelesen haben. Ich habe diese Bilder gesammelt.
Hier könnt ihr sie, wenn ihr mögt ansehen.

Eine stattliche Reihe von Lesungen folgte. Auf meiner Website findet ihr Bilder und Berichte zu den einzelnen Events.

Die beiden aufregendsten Ereignisse waren für mich die Lesung im Rahmen des Quellenkonzerts und die beiden Besuche bei den Radios. Zuerst bei Radio ffn und dann beim Stadtradio Göttingen.
Beide kann man auf meiner Website nachhören.

Die letzte Lesung war am 18. Dezember in der Grundschule Rhumspringe. Dort habe ich meine neueste Weihnachtsgeschichte „Wie das Christkind durchs Fenster entkam“ gelesen.
Meine Newsletterabonneten haben diese Geschicte mit den Weihnachtsnewsletter erhalten.
Wer möchte, kann mir eine E-Mail schreiben und die Geschichte auch jetzt noch bekommen.

Nach einer kurzen Pause geht es im Januar gleich weiter. Am 17. Januar bin ich mit meinen lieben Kolleginnen Michaela Schreier und Barbara Merten im Theater der Nacht in Northeim zur Lesung. Weitere Lesungen sind für 2020 in Planung.

Ja und dann habe ich im nächsten Jahr Jubiläum. Mein erster Roman Melodie der Ewigkeit ist 2010 erschienen und somit sind das Buch und meine Autorinnentätigkeit 10 Jahre alt.
Für all das, was ich in diesen Jahren erlebt und gelernt habe, bin ich unendlich dankbar. Vieles wäre ohne die tatkräftige Hilfe lieber Menschen nicht möglich gewesen. Danke an euch und natürlich an meine zahlreichen Leserinnen und Leser.
Zu diesem Anlass werde ich mir etwas Schönes für meine Leserinnen und Leser überlegen. Seid gespannt …

Ich hoffe, ihr habt ein paar schöne und besinnliche Weihnachtstage im Kreise eurer Lieben gehabt und wünsche euch allen ein gesundes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr.

Melanie Buhl

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Wie das Christkind durchs Fenster entkam

Wie das Christkind durchs Fenster entkam

von Melanie Buhl

 

Erwachsenengeheimnisse – wie Tilda dieses Wort hasste! Ständig tuschelten die Eltern und Großeltern über irgendetwas, scheinbar hochspannendes und nutzten das verhasste Wort, wenn Tilda neugierig nachfragte. Jetzt in der Weihnachtszeit wurde es besonders schlimm.

Tilda war ja kein Kleinkind mehr und wusste, dass es den Weihnachtsmann und den Osterhasen nicht gab. Das konnten die Erwachsenen einfach mal begreifen!

Der Osterhase war Oma Marga. Tilda hatte ihre Oma ertappt, wie sie auf einem Spaziergang immer hinter den anderen her schlenderte und die Schoko- und Zuckereier direkt vor ihre Füße warf. Dann rief sie ganz erstaunt: „Habt ihr die hier nicht gesehen?“

Tilda und ihr kleiner Bruder Jonas waren gerade erst vor Sekunden an der Stelle vorübergelaufen und hatten, trotz aufmerksamer Suche, keine der heißbegehrten Süßigkeiten gefunden. Kein Wunder, wenn Oma Marga die erst danach hinwarf! Tilda hatte bei dieser Entdeckung erst laut protestieren wollen, schwieg dann aber beleidigt. Sie kam sich veräppelt vor. Was sollte das? Trotzig hatte sie sich von da an geweigert, weiter an der Suche teilzunehmen. Jonas störte das nicht, so konnte er alle Ostereier in seinen eigenen Korb sammeln.

Dass es den Weihnachtsmann nicht gab, hatte Tildas Freund Ben im letzten Jahr lauthals durch die Klassenräume der ersten Klasse posaunt. Die Lehrerin hatte das damals als Anlass genommen, um mit den Kindern über Bräuche, zu den verschiedenen Festen zu sprechen. Okay, der Weihnachtsmann war also eine Erfindung der Industrie. Wenig spektakulär, fand Tilda. Trotzdem schien alle Welt an ihn zu glauben, wenn man der Werbung im Fernsehen und der Auslage in den Geschäften trauen konnte.

Nur das mit dem Christkind, das blieb ein Rätsel. Wenn Tilda ihre Lehrerin richtig verstanden hatte, dann war Jesus das Christkind und an Weihnachten wurde sein Geburtstag gefeiert. Dass es Jesus gegeben hatte, daran bestand scheinbar kein Zweifel. Allerdings fragte sich Tilda, wie Jesus wirklich ausgesehen haben mochte. Auf den Kreuzwegbildern in der Kirche war er ein Mann mit dunklen und glatten Haaren. Bilder vom Christkind zeigten aber ein blondgelocktes Mädchen.

Jedoch war es schon immer das Christkind gewesen, das bei ihnen die Geschenke unter den Christbaum legte. Also musste es das Christkind geben, wie auch immer es aussah, war Tildas Überzeugung. Der Weihnachtsmann war in all den Jahren nie bei Tildas Familie gewesen.

Ben hatte jahrelang Stein und Bein geschworen, dass der gute alte Mann, mitsamt seinem großen schweren Sack stets an Heilig Abend zu ihnen nach Hause kam und die Geschenke überreichte. Im letzten Jahr hatte sich aber herausgestellt, dass sein Onkel Johann unter dem weißen Bart und dem roten Mantel gesteckt hatte. An der Stimme hatte Ben ihn erkannt und sofort entlarvt! Was für eine grandiose und zugleich dramatische Entdeckung!

In diesem Jahr wollte Tilda besonders acht geben, ob sie das Christkind einmal sehen könnte und damit seine Existenz endlich bestätigt wäre.

Der Heilige Abend verlief wie in jedem Jahr. Der Tannenbaum wurde in die Stube getragen und von den Kindern mit Begeisterung geschmückt. Als Letztes klemmte Vater die Bienenwachskerzen in ihren goldenen Haltern an die Zweige. Auch ohne dass sie brannten, verströmten sie schon ihren weihnachtlichen Duft.

Dann gingen sie gemeinsam in die Kirche. Da Jonas noch so klein war, besuchte die Familie die Kinderchristmette, mit dem jedes Jahr wiederkehrenden Krippenspiel. Tilda liebte das Krippenspiel, obwohl sie es schon in- und auswendig kannte. Es war einfach eine wunderbare, fast magische Geschichte.

Als sie nach dem Stille Nacht – Heilige Nacht nach draußen gingen, hatte es angefangen zu schneien. Leise schwebten die winzigen Flocken zur Erde. „Fast wie ein Gruß vom Himmel – oder vom Christkind?“, fragte sich Tilda. Sie war mächtig aufgeregt und wollte schnell nach Hause. Ob das Christkind schon da gewesen war?

In den vergangenen Jahren war es immer gerade dann weggeflogen, wenn sie nach Hause kamen. Oft stand das Fenster noch einen Spalt offen und die Weihnachtsmusik hatte gerade erst angefangen zu spielen. Einmal mussten sie etwas länger vor der Stubentür warten. Das Christkind war scheinbar noch nicht fertig und es war ganz still hinter der Tür. Die beiden Kinder hatten aufmerksam an der Tür gelauscht, um vielleicht etwas vom Christkind zu hören. Tilda hatte dann auch gemeint, ein leises Klicken und ein Surren gehört zu haben, bevor die Musik anging. Diese Musik war immer das Zeichen dafür, dass das Christkind fertig war und die Kinder reinkommen durften.
Mit großen erwartungsvollen Augen ging es dann in die Stube. Stets lagen einige hübsch verpackte Geschenke unter dem Baum. Vater zündete die Kerzen an und jedes Kind sagte ein kleines Gedicht auf. Vom Christkind war zu diesem Zeitpunkt nichts mehr zu sehen, außer, dass manchmal das Fenster noch angekippt war. Tilda fragte sich allerdings, wie das Christkind durch diesen Spalt passte. Es musste sehr klein sein.

In diesem Jahr würde Tilda genau aufpassen. Sie hatte sich vorgenommen, nicht mit Jonas an der Tür zur Stube zu lauschen bis die Musik anging, sondern am Fenster im Treppenhaus stehen zu bleiben. Von dort aus könnte sie sehen, wenn das Christkind durchs Stubenfenster nach draußen flog.

Tilda drängelte ihre Eltern doch schneller zu gehen. Aber die ließen sich Zeit und erzählten noch ausgiebig mit den Eltern von Ben, die fast den gleichen Weg hatten. Ben berichtete Tilda von seinen Wünschen und der Hoffnung, möglichst viele erfüllt zu bekommen. Tilda hatte nur den einen Wunsch: endlich das Christkind zu sehen!

Erst als Jonas anfing zu niesen, verabschiedeten sich die Erwachsenen voneinander, wünschten sich ein frohes Fest und beide Familien gingen nach Hause.

Jetzt wurde es spannend, befand Tilda. Nachdem sie alle die Jacken und Schuhe ausgezogen hatten, standen ihre Mutter und ihr kleiner Bruder voller Erwartung vor der Stubentür. Vater lehnte etwas abseits am Garderobenschrank. Tilda hatte sich gleich ans Fenster gestellt und spähte hinaus. Das Schneetreiben wurde dichter und dichter, aber das Fenster zur Stube konnte sie trotzdem gut erkennen.

„Willst du nicht zu uns kommen, um zu hören, wenn die Musik angeht?“, fragte Mutter.

„Nööö … “, entgegnete Tilda, „ich lasse euch vorgehen!“ Dabei lehnte sie sich an die Wand neben dem Treppenhausfenster.

Vater und Mutter tauschen einen merkwürdigen Blick. Vater nickte leicht und Mutter zucke fast unmerklich mit den Schultern. Tilda sah das, konnte sich aber keinen Reim darauf machen. Sie drehte sich zum Fenster um und spähte angespannt wieder hinaus.

Genau in dem Moment hörte sie wieder das vertraute leise Klicken und ein Surren, dem sogleich die Weihnachtsmusik folgte. Jonas stürmte sofort in die gute Stube. Tilda hatte das Stubenfenster die ganze Zeit im Blick gehabt. Dort war ganz sicher niemand herausgeflogen.

Sie drehte sich um und konnte gerade noch sehen, wie Vater eine kleine schwarze Fernbedienung auf den Garderobenschrank zurücklegte! Ihr stockte der Atem. Sie verstand sofort, dass Vater die Stereoanlage in der Stube eingeschaltet hatte und damit die Musik zu spielen begann!

Dann gab es also gar kein Christkind, auch das war nur eine Erfindung der Erwachsenen. Tilda war empört!

Vater bemerkte sofort, dass seine Tochter ihn ertappt hatte. Er legte den Zeigefinger an die Lippen und machte „Psssst …“

Tilda blickte ihn wütend an. „Dann gibt es also das Christkind auch nicht?“, zischte sie.

„Nicht so laut. Natürlich gibt es das Christkind. Es ist ja Jesus, wie du weißt. Nur das Bild von dem blonden Kind im weißen Kleid, das ist nicht ganz richtig.“

„Aber dann lügt ihr Erwachsen uns Kinder doch an. Kein Christkind und kein Weihnachtsmann legen die Geschenke unter den Baum. Das seid ihr!“ Tilda standen Tränen der Enttäuschung in den Augen.

Vater nahm sie tröstend in den Arm. „Das stimmt. Wir Eltern und Großeltern machen das. Aber es stimmt auch wieder nicht. Denn jeder der an Jesus Christus glaubt, ist ein Christkind und darf anderen Menschen, zu Jesu Ehren, an dessen Geburtstag etwas schenken. Und wenn manche das in eine schöne mystische Geschichte verpacken, um den Zauber der Weihnacht zu verstärken, dann ist das nicht böse gemeint, sondern liebevoll.“

Tilda dachte darüber nach. Ja es war immer schön und spannend gewesen, als sie noch an all die erfundenen Gestalten geglaubt hatte. Wenn ihre Eltern diese Geschichten nicht erzählt hätten und für Tilda immer klar gewesen wäre, dass es keinen Osterhasen und keinen Weihnachtsmann gegeben hätte, dann hätte viel von der mystischen Stimmung gefehlt, die die Feste so besonders machte.
Aber nun wusste sie es. Würde sie Weihnachten noch so feiern können, wie bisher? Würde ihr der besondere Zauber nicht fehlen? Fragend schaute sie ihren Vater an. „Und jetzt?“

„Jetzt schauen wir mal, was Jonas unter dem Baum gefunden hat. Für ihn werden wir das Weihnachtsritual noch einige Jahre aufrecht halten. Du bist nun groß und kennst das Geheimnis. Lass deinen Bruder noch ein bisschen in dem Glauben an das kleine Christkind!“

Tilda nickte tapfer. Ja, Jonas würde es noch früh genug erfahren. Dann folgte sie ihrem Vater in die Stube. Der zündete die Kerzen am Baum an. Die funkelnden Lichter spiegelten sich in den Augen der ganzen Familie. Da spürte Tilda, dass gerade ein anderer Zauber geboren wurde. Einer, der ein Leben lang anhalten würde.

***

Wer mag, kann die Geschichte  hier über den „Download“ Button als PDF kostenlos runterladen:

Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr,
Melanie Buhl

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Herbstlesung der Creativo zum Thema „Freiheit … hier und anderswo“

Am Donnerstag den 28.11.2019 waren wir, die Creativo, erneut Gäste der Stadtbibliothek Duderstadt. In diesem Jahr fand die Lesung im großen Rathaussaal statt.

Anlässlich des 30. Jahrestages der Grenzöffnung, haben wir uns mit dem Thema „Freiheit“ auseinandergesetzt. Die sehr unterschiedlichen Texte sind in unserer inzwischen 8. Anthologie mit dem Titel „Freiheit … hier und anderswo“ veröffentlicht.

Hier ein paar Bilder von der sehr gelungenen Lesung. Für eine größere Ansicht, einfach auf das Bild klicken:

Ich hoffe, wir sehen uns zur nächsten Herbstlesung in 2020 wieder,
Melanie Buhl

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Lesung bei den Flores de Colores im JUFI

Am 21. Oktober 2019 war ich von den Duderstädter „Flores de Colores“ ins Mehrgenerationhaus „JUFI“ eingeladen worden, um aus meiner Ruma zu lesen.
Es war eine von den kleinen, aber feinen Lesungen, die ich so liebe. 13 Zuhörerinnen die erst aufmerksam meiner Geschichte lauschten und dann viele Fragen stellten📚.
Danach ergab sich ein toller Austausch über das Thema unserer neuen Creativo-Anthologie „Freiheit … hier und anderswo“, aus der ich zum Abschluss meine Geschichte „Susi“ gelesen habe.

Vielen Dank für die Einladung! Ihr wart ein tolles Publikum 😍

Diese Lesung war nicht öffentlich, deshalb nur zwei Bilder von mir.

Melanie Buhl

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