In zwei Sorten könnte man die Menschen einordnen: Leser und Nichtleser!
(Ich weiß, es ist politisch nicht ganz korrekt ? )
Dazwischen existiert zwar eine Grauzone von Gelegenheitslesern, aber die meisten ordnen sich, wenn man sie fragt, selber schnell in die eine oder andere Kategorie ein.
Ich gehöre ganz klar in die Kategorie der Leser!

Meine Kindheit habe ich in den 70er Jahren erlebt. Es gab einen wunderbaren Wald und unglaublich viele Kinder in allen Altersstufen auf unserer Straße. Langeweile war meistens ein Fremdwort. Aber es gab auch schlechtes Wetter und Zeiten in denen niemand Zeit zum Spielen hatte. Mit drei Programmen die meiner Fantasie in keiner Weise gerecht wurden, war das Fernsehen kein großer Trost. Den Abenteuern von Winnetou, Momo, Bastian Balthasar Bux, den fünf Freunden, Tom Sawyer und unzähligen anderen Kindheitshelden konnte dieses Programm nicht annähernd das Wasser reichen. So habe ich viel gelesen, oft nächtelang mit meinen Helden gelitten, geliebt und fantastische Welten entdeckt. Die Schulbibliothek und die Bücherei im Nachbardorf waren ein beliebter Ort um Nachschub zu bekommen.

Bücher die für mein Alter geeignet waren, waren schnell ausgelesen und mich hungerte nach anspruchsvollerem. „1984“ von George Orwell las ich mit 13 Jahren und die Sachbücher über Ufos und Außerirdische von Erich von Däniken folgten. Zwischenzeitlich hatte eine Phase in der die Heftromane der John Sinclair Reihe (Grusel und Horrorgeschichten) mich faszinierten. Die Cover konnte ich mir allerdings nicht ansehen, sodass ich die Hefte zur Tarnung in eine Zeitschrift legen musste, aber die Spannung und das Gruselkribbeln mochte ich sehr.

Abgelöst wurde die Gruselphase von etwas, das gegensätzlicher fast nicht sein konnte. Rosamunde Pilcher mit ihren irisch/britischen Landschaften und ihren romantischen Liebesgeschichten packten mich mehrere Bücher lang. Dann folgten Romane über die frühen Jahre in Nord-Amerika, der Unabhängigkeitskrieg, der Sezessionskrieg, die Goldsuche in Kalifornien – Gwen Bristow hatte für mich auf dem Gebiet einiges zu bieten.
Mit „Die Nebel von Avalon“ brach wieder eine neue Lese-Ära an. Fantasy in seinen verschiedensten Ausprägungen wurde für mich zur Sucht. Science-Fiction kam dazu und mein Lesestoff beschränkte sich viele Jahre auf diese beiden Genres.

Als junge Erwachsene hatte ich noch viel Zeit zu lesen. Familie und Kinder änderten das für einige Jahre.
Ich las meinen Kindern vor und lernte dabei viele neue Bücher und Geschichten kennen. Lange Jahre war das für die ganze Familie ein fester Abend-Ritus. Mit Harry Potter wurde neben den Kindern auch mein Leseverhalten wieder erwachsen.

Es fällt mir schwer zu verstehen, dass es Menschen gibt die gar nicht lesen mögen, denen das zu anstrengend oder zu langweilig ist. Allerdings musste ich auch lernen, dass es Zeiten im Leben geben kann, in denen das Lesen zwangsweise etwas weniger wurde – aber es hat mir dann immer gefehlt.
Es scheint bei mir eine angeborene Sucht zu sein. Ich finde es nicht anstrengend sondern erholsam. Lesen ist wie Urlaub für die Seele.

Aus Büchern kann man mühelos Dinge lernen die von Unnützem bis zu Wichtigem reichen. Ich merke mir das unsinnigste Zeug selbst aus Romanen. Wer weiß schon, dass an einem alleinstehenden Baum die Himmelsichtung abgelesen werden kann? Das ist zum Beispiel beschrieben in „In den Wäldern am kalten Fluss“ von William Judson: Moos wächst immer auf der Nordseite!

Ich finde es sehr schade, dass nicht mehr Menschen dieses wunderbare Hobby teilen. Die eigene Fantasie ist um so vieles bunter, als die im Film umgesetzte Fantasie eines – wenn auch noch so begabten Filmemachers.
Auch wenn heutzutage viele Filme, wie zum Beispiel „Avatar“, sehr gut gemacht und oft fantasievoll sind: ein Buch bleibt ein Buch, bleibt ein Buch!
Ob gedruckt oder als E-Book ist für mein Lesevergnügen unerheblich.

Meine Leseleidenschaft hat irgendwann dazu geführt, dass ich mit dem Schreiben begonnen habe. In meinen Büchern habe ich genau die Geschichten erzählt, die ich selber gern gelesen hätte, aber in der Form oder Art nirgends gefunden habe.

Heute lese ich meistens mehrere Bücher gleichzeitig. Je nach Stimmung – ein Sachbuch oder einen Roman. Ich mag viele Genres, aber die Fantasy ist mir immer noch sehr nahe. Dieses Eintauchen in fremde Welten fasziniert mich auch an der Science-Fiction. Mit Detektiv-Krimis tue ich mich dagegen meistens schwer, aber wer mag schon alles? Wenn schon Krimi, dann eher die spannendere Variante: der Thriller. Von Dan Brown und Ken Follett habe ich fast alles gelesen.

Ich persönlich glaube auch, dass viele nur noch nicht das richtige Buch gefunden haben. Vielleicht würden sie dann auch zum Leser mutieren?

In der Masse der Neuerscheinungen ist es oft schwer das Richtige zu finden. Empfehlungen von Menschen die ähnliches mögen, helfen mir oft bei der Auswahl. Bestsellerlisten sind für mich immer seltener ein Auswahlkriterium. Dagegen habe ich auf dem Indie-Markt und unter weniger bekannten Autoren einiges gefunden, das mich sehr gefesselt hat!

Bliebt noch die Frage wie kann man andere, am liebsten die eigenen Kinder, Patenkinder, Nichten, Neffen oder Kinder die einem sonst am Herzen liegen zum Lesen verführen?
Leider habe auch ich hier kein Patentrezept. Vorlesen in der Kindheit, Vorbild sein und selber viel lesen, Bücherwünsche niemals abschlagen … all das habe ich getan und trotzdem ist keines meiner Kinder „Lesesüchtig“ geworden.
Sie lieben gute Geschichten, tauchen gern in fremde Welten, mögen auch das ein oder andere Buch und besitzen jeder eine ganze Reihe von Büchern die sie auch gelesen haben, aber Leseratten? So wie ich? Nein, das sind sie sicher nicht.
Aber sie sind jung, wer weiß was noch kommt! Und viele schöne Geschichten gibt es heute auch als Film erzählt. In mache Geschichten kann man sogar, innerhalb eines Computerspiels, selber eintauchen. Das ist eben eine ganz andere Art Geschichten zu erfahren.
Und wer weiß, wäre ich heute in diesem Alter, vielleicht würde auch ich weniger lesen und aufgrund des großen Alternativangebots, die eine oder andere Geschichte als MMORPG (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game/Massen-Mehrspieler-Online-Rollenspiel) erleben wollen!

Melanie Buhl