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Kategorie: Aktuelles (Seite 11 von 11)

Niemand sah mich zwischen den Blüten

Anthologie
Herausgeber: Dorothea Christian

Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2011
130 Seiten
Preis: 9,80 €
ISBN: 978-3-935912-58-7

Verlag: Fabuloso Verlag, Bilshausen

 

Meine liebe Creativo-Kollegin Dorothea Christian hat diese wunderbaren Texte unter dem Arbeitstitel „Zaubergarten“ zusammengetragen. Es ist eine wunderbare Hommage an den Garten und die Natur in all ihren Facetten. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit meiner Marleen dabei sein durfte!
Von mir findet ihr in dieser Anthologie eine gekürzte Fassung des 5. Kapitels aus „Melodie der Ewigkeit“

 

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Marleen –
Erinnerung an einen Apfelbaum

Die kleine Marleen sprang mit ihrer großen orangegelben Gießkanne durch den Garten. Wenn die Kanne ganz voll war, konnte Marleen sie fast nicht tragen. Immer wieder pladderte das Wasser heraus und ihre Füße in den roten Sandalen waren schon ganz nass. Die bunten Söckchen klebten an den Zehen, aber das machte Marleen gar nichts aus. Ja, sie merkte nicht einmal richtig, wie nass sie schon war. Wichtig war ihr nur, dass sie helfen konnte. Sie goss die Blumen im Beet und die Büsche, welche den Rasen vom Gemüsegarten trennten. Manchmal wässerte sie auch die Brennnesseln mit ihren zarten weißen Blüten, die immer wieder am Zaun zum Nachbargarten wucherten. Am ausgiebigsten bedachte sie aber stets den alten Apfelbaum. Er stand mitten im gepflegten Rasen. Seine ausladenden Äste wiegten sich im Wind. Manchmal, wenn eine kleine Apfelblüte herabfiel, hob Marleen sie auf und schnupperte daran. Wie gut das duftete.
Heute lief sie mit ihrer Gießkanne immer im Kreis um den Baum herum. Die Kanne hatte eine Brause vorn auf der Öffnung, damit konnte man prima Regen machen. Während die Kanne immer leerer wurde, sang Marleen die ganze Zeit ein Lied vor sich hin. Es hatte nur ein einziges Wort, aber die Melodie wechselte mit jeder Runde, die sie um den Baum drehte. Es klang mal lustig und beschwingt und dann wieder traurig und nachdenklich. Manchmal wurde sie ganz leise und manchmal klang die ganze Kraft ihrer jungen Stimme in der Melodie mit.

„Apfelbäumchen, Apfelbäumchen, Apfelbäumchen …“

Die Kanne war nun leer. Sie hüpfte zum Wasserhahn, der am Regenwassertank angeschlossen war, und füllte die Kanne erneut. Sie wollte gerade wieder zum Apfelbaum laufen, als Oma Elisa sie rief: „Marleen, der Baum hat genug Wasser! Komm lieber hierher und gieß die jungen Erbsen und die neuen Erdbeerpflanzen!“
Marleen lief den Weg hinauf zu ihrer Oma. Ganz bedächtig goss sie nun die frisch gepflanzten kleinen Blättchen.
„Ist es so richtig, Oma?“
„Ja, so ist es gut. Wenn du damit fertig bist, kannst du mir noch die Harke aus dem Schuppen holen.“
Marleen nickte und machte sich auf den Weg zum Schuppen. Dort hingen an der Wand die Gartengeräte – schön aufgereiht. Marleen schnappte sich die grüne Harke und lief zurück zu Oma Elisa.
„Hier, Oma, die Harke!“
„Danke, Marleen.“ Omas Blick fiel plötzlich auf Marleens Füße. „Ja, wie siehst du denn aus? Hast du dich selbst gegossen? Deine Schuhe und die Füße – es ist ja alles ganz nass! Lauf schnell rein und zieh dir trockene Socken an. Du weißt ja, wo die Sachen liegen. Die Schuhe kannst du in die Sonne stellen. Die werden bald wieder trocken sein.“
„Ooch, ich wollte dir doch noch helfen“, maulte Marleen. …

Nur, wenn der Wind im Gras singt

Anthologie
Herausgeber: Creativo – Initiativgruppe für Literatur, Wissenschaft und Kunst

Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2010
177 Seiten
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-935912-53-2

Verlag: Fabuloso Verlag, Bilshausen

 

In dieser Anthologie ist ein Romanauszug aus „Melodie der Ewigkeit“ enthalten. Beide Bücher sind zeitgleich im August 2010 erschienen.

 

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Echo der Erinnerung

Es war plötzlich so dunkel geworden, aber die Schmerzen
ließen langsam nach und sie bemerkte, wie sich langsam in
ihr eine Frage formte:
„Hast du alles in deiner Macht stehende getan, um deiner
Aufgabe gerecht zu werden?“
Sie konnte keine Antwort geben. Die Erinnerung verblasste
genauso wie die Schmerzen. Je mehr sie versuchte die Erinnerungen
festzuhalten, desto mehr versanken diese im Nebel des Vergessens.
Irgendetwas trieb sie, vorwärts zugehen und irgendetwas hielt sie
zurück. Sie wollte keinen neuen Anfang, sie wollte zurück zu ihrem
alten Leben. Sie wusste:
„Ich muss alles zu einem guten Ende bringen.“
Wie vielen hatte sie geholfen? Wie viele hatten sie um Rat
gefragt? Wie vielen hatte sie Mut gemacht? Und wo waren
die nun? Wollte ihr jetzt keiner helfen oder Mut zusprechen?
War das der Dank, den sie verdiente? Nicht ein Einziger kam,
um für sie zu sprechen. Alle hatten Angst. Nur einer war da,
aber der sprach nicht für sie. Dabei hatte er sie einmal geliebt.
Nun sah sie die Fackel in seiner Hand und hatte das Gefühl,
er war schuld an der versengenden, mörderischen Hitze. Und
das alles nur, weil sie seine Liebe nicht erwidern konnte.
Sie hatte ihn als Freund und Bruder angesehen. Und diese
wenige Zuneigung schlug irgendwann in Verachtung um. In
diesem Moment hasste sie ihn mehr denn je, und als sie sah,
dass die Flammen ihn erfassten, hätte sie fast gejubelt, wenn
Dunkelheit und Nebel ihr nicht die Sinne geraubt hätten …

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