Besonders bewegt hat mich auch die Trilogie „Die Tribute von Panem“ von Susanne Collins. Nachdem ich im Kino die Verfilmung des ersten Teils „Hunger Games“ gesehen hatte, war mir klar, dass ich nicht auf den zweiten Kinoteil warten konnte, um zu wissen, wie es weitergeht. Umgehend besorgte ich mir also alle drei Bücher.

Lange hat mich kein Buch oder keine Reihe mehr so beeindruckt. Auch „Harry Potter“ habe ich geliebt und meistens innerhalb der ersten drei Tage nach Erscheinen verschlungen. Und ich halte es für ein außergewöhnliches Werk! Aber die „Panem-Reihe“ hat es auf eine andere Weise in sich. Erschreckend, spannend und dystopisch halten die Bücher einem einen Spiegel vor, den sicher manch einer nicht so gern sehen möchte.

Gerade in Zeiten, in denen die Themen Überwachung und Kontrolle an der Tagesordnung sind – wo die Darstellungen von Leid, Krieg und Gewalt zu einer Selbstverständlichkeit geworden sind, die uns oft nicht – oder nur wenig berührt. Manch einer ist schon abgestumpft, genauso wie die Menschen im Panemer Kapitol. Vieles von dem, was in diesen Büchern beschrieben ist, zeigt erschreckend deutlich, wie nah wir an dieser eiskalten Realität schon dran sind.

Aber wie sollte ich nun eine Rezension schreiben, ohne zu viel zu verraten? Wie sollte ich eine ergreifende Geschichte beschreiben, ohne dem potenziellen Leser die Spannung zu nehmen? Lieber möchte ich empfehlen, die Bücher zu lesen und sich mittragen zu lassen durch die Geschichte. Gemeinsam mit Katniss und Peeta in die Arena gehen, ohne zu wissen, was passieren wird.
Gemeinsam mit den Protagonisten erleben, was die totale Kontrolle eines Regimes bedeutet.
George Orwell lässt grüßen! Ich habe manchen Endzeit-Film gesehen oder Buch gelesen aber „Panem“ ist mit Abstand das Beste seit Orwells „1984“.

So wie sein Buch viele Jahre auch an Schulen gelesen wurde, sollte Panem heute Pflichtlektüre werden. Es ist natürlich sprachlich moderner, sehr viel leichter zu lesen und zeigt noch einige Aspekte, die bei Orwell aufgrund des Erscheinungsjahres (1948), nicht berücksichtigt werden konnten.

Wer nicht so gern liest, sollte sich zumindest die Filme ansehen. Der zweite Teil startet im November 2013 in den deutschen Kinos.

Ganz klare Leseempfehlung mit voller Punktzahl und Sternchen.

Und für alle, die trotzdem mehr wissen möchte verrate ich nun hier etwas über die Handlung.
Achtung Spoiler, nicht weiterlesen, wenn man sich die Spannung erhalten möchte.

„Die Tribute von Panem“ spielt in der Zukunft. Diese Zukunft scheint uns aber sehr nah zu sein, da die technischen Möglichkeiten den unseren in vielen Dingen gleichen. Nordamerika ist durch nicht näher erklärte Kriege und katastrophale Ereignisse zerstört. Die wenigen überlebenden Menschen leben in 12 Distrikten und werden aus dem dekadenten Kapitol heraus von einem grausamen Präsidenten regiert. Ein dreizehnter Distrikt wurde nach einem Aufstand zerschlagen. Als Strafe für diesen Aufstand und als Mahnung sich nie wieder aufzulehnen, müssen die zwölf verbleibenden Distrikte nun jedes Jahr einen Jungen und ein Mädchen zu den Hungerspielen senden. Dort werden die sogenannten Tribute in einer riesigen Arena aufeinandergehetzt. Dort müssen sie sich gegenseitig umbringen, bis nur noch einer von ihnen übrig bleibt. Dieser Sieger darf dann in der Art des reichen Kapitols im Überfluss leben.

Panem-1Das erste Buch „Hunger Games/Tödliche Spiele“ beginnt damit, dass sich Katniss freiwillig zu den Spielen meldet, um ihre kleine Schwester Primrose, die eigentlich in diesem Jahr auserwählt wurde, zu schützen. Mit ihr geht Peeta der Sohn des Bäckers. Beide werden trainiert von Haymitch, einem ehemaligen Sieger der Spiele. Die Tribute sind in der Kampfarena der Willkür der Zuschauer ausgesetzt, diese entscheiden oft über Hilfen, die gewährt werden oder eben auch nicht. Im ganzen Land werden die Spiele mit ihrer ganzen Brutalität und Grausamkeit auf riesigen Leinwänden gezeigt. Zum Spaß für die Bewohner des Kapitols und zum Schmerz der Angehörigen in den Distrikten.
Mit unendlich viel Glück gelingt es Katniss und Peeta zu überleben. Beide gehen schließlich als Sieger aus der Arena.

Panem-2Im zweiten Buch „Catching Fire/ Gefährliche Liebe“ müssen aufgrund der Jubiläumsfeiern zu den 75. Hungerspielen je zwei ehemalige Sieger in die tödliche Arena einziehen. Es trifft für Distrikt 12 erneut Katniss und Peeta die ohne ihr Wissen zu Symbolen eines erneuten Aufstandes avanciert sind. Besonders Katniss wird von den Bewohnern einiger Distrikte als Hoffnungsträgerin angesehen. In der Arena treffen die beiden auf Menschen, die die Auflehnung gegen das Kapitol mitgeplant haben. Die Tribute können die Arena zerstören und die Überlebenden fliehen gemeinsam mit Katniss nach Distrikt 13. Entgegen der Propaganda des Kapitols haben dessen restliche Bewohner unterirdisch überlebt und sich militärisch weiterentwickelt. Peeta jedoch wird vom Kapitol gefangen genommen.

Panem-3Im dritten Buch „Mockingjay/Flammender Zorn“ lebt Katniss mit ihrer Mutter und Schwester in Distrikt 13. Eigentlich möchte sie mit ihrer Familie und ihrem Freund Gale nur in Ruhe leben, wird aber von den Rebellen in eine Art Symbolfigur für den Aufstand gedrängt. Sie ist nun der siegreiche „Spotttölpel/Mockingjay“, dem alle folgen. Peeta wird zwar aus dem Kapitol befreit, ist aber nicht mehr derselbe wie vorher. Durch Nervengift und eine Gehirnwäsche steht er nun auf Seiten des Kapitols und kämpft gegen Katniss und die Rebellen. Der Kampf um die Vorherrschaft im Kapitol ist äußerst spannend, zerrt mitunter an den Nerven des Lesers aber verdeutlicht ungeschminkt die Grausamkeit eines Krieges, die wir verwöhnten und oft kapitolähnlichen Zuschauer und Leser meistens verdrängen. Am Ende siegen jedoch die Rebellen nach schweren Verlusten. Auch Katniss muss enorme persönliche Verluste hinnehmen, die sie wohl niemals verwinden wird.

Durch alle drei Bände zieht sich neben der dystopischen Handlung auch die Geschichte um Katniss und Gale. Am Anfang des ersten Bandes glaubt man an eine innige Freundschaft der beiden und ist stets in der Erwartungshaltung, es würde sich eine Liebesgeschichte entwickeln. Mit dem Auftreten von Peeta und einer Freundschaft die durch lebensbedrohliche Situationen mehr und mehr gefestigt wird, gerät Katniss’ Gefühlswelt aus dem Gleichgewicht. Eigentlich liebt sie beide, muss sich aber entscheiden. Aber das soll nun wirklich jeder selbst lesen!

Die einzigen Kritikpunkte sind für mich leider die deutschen Übersetzungen der Titel.

Was beim ersten Band noch einigermaßen passt, geht beim zweiten und dritten für mich gar nicht mehr. Deshalb habe ich auch für diese Bewertung zusätzlich den englischen Originaltitel gewählt. Bleibt als Überlegung noch, ob ich vielleicht alle drei Bücher noch einmal im Original lesen sollte?

Übrigens laut Wikipedia leitet sich der Name „Panem“ vom Ausspruch „Panem et circenses“ (lat. „Brot und Spiele“) des römischen Dichters Juvenal ab. Mit Brot und Spielen sollten die Römer davon abgehalten werden, gegen den Staat aufzubegehren.

Melanie Buhl